Freitag, 25. April 2014

Tequila Cider - aber ohne Tequila

Habe neulich mal wieder rumgestöbert, was es Neues gibt in Sachen Cider, schließlich verlangt der "Markt" ständig nach neuem. Wobei es unverfroren wäre, in Deutschland bereits von einem Cidermarkt sprechen zu wollen, zumindest nicht in dem Sinne, wie das raffgierige Großkonzerne definieren würden, um bei potentiellem Vorhandensein besagten Marktes diesen mit ihren fadenscheinigen Produkten zu überschwemmen ... aber ich schweife ab.

Wie gesagt, beim durchstöbern diverser "Cider-Märkte" stieß ich auf den "Perro Loco Tequila Flavoured Cider" - das klang schon mal recht spannend, wobei das Wort "Flavoured" in der ersten Euphorie, die Entdeckern zu eigen ist, irgendwie untergegangen sein muss. Der geneigte Leser ahnt es schon: In der Brühe ist alles mögliche drin, nur kein Tequila (und was den Cider betrifft, bin ich mir auch nicht sicher, ob der das Gelbe vom Apfel ist).

Dabei klingt das ganze wirklich spanisch-authentisch: "Perro Loco" - wobei, wenn uns unser Sprachcomputer nicht täuscht, "Perro" unter anderem "gemein", "Hund", "Jude" oder "Maure" heißen kann - und "loco" soviel wie "wahnsinnig" oder "verrückt". "Mad Dog" also, wenn man das ganze möglichst vorteilhaft übersetzen will - in der Tat ein genialer Name für einen Tequila-Cider ohne Tequila.

Was aber ist drin in diesem Cider? Laut Hersteller ist es "lemon and tequila flavour" - wer es nicht wissen sollte: Flavour heißt übersetzt Aromastoff - und ein Schuss Katussyrup (agave nectar). Hergestellt wird das ganze von Brothers in UK, die von jeher für ihre Birnenfruchtcider berühmt-berüchtigt sind (Wieviel Frucht bei Brothers tatsächlich enthalten ist, wissen wir übrigens auch nicht).

Da stellt sich dem Dorfmichel aus dem Schwabenländle die Frage: Warum ist im Tequila-Cider kein Tequila drin? Ein kleiner Schuss echten Agaven-Schnapses pro halbem Liter Cider, das wird doch nicht die Welt kosten? Man kann nur Vermutungen anstellen - die wahrscheinlichste dürfte sein, dass in UK Getränke, die Spirituosen enthalten, heftiger besteuert werden als leichte Alkoholika - ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht.

Was ich aber weiß: Tequila-Cider ohne eine Spur von Tequila, das ist einfach nur Blödsinn (keine Ahnung, wie es sich beim Tequila-Bier verhält). Aber wie Eingangs erwähnt, der Markt schreit ja angeblich immer wieder nach neuem, und Tequila war irgendwie schon immer hip (warum eigentlich?).

So schaut er aus, der Tequila-Cider ohne Tequila.
Und was meint Consumer Marketing Manager Cheryl Sheppard von Brothers zum Produkt? Ich zitiere: “More lager drinkers are switching to cider, and with the rising popularity of brands such as Desperados, it’s time for cider to deliver something even more refreshing to the category.” Erreicht werden soll außerdem primär der Markt der 18-34jährigen Trinker - wen wundert's. Irgendwie hat man jedoch auch den Eindruck, dass den Jungs von Brothers der "Tequila Flavoured Cider" selbst ein bisschen peinlich ist, denn die Flasche selbst gibt erst einmal keinen vordergründigen Hinweis, dass Brothers dahinter steckt.

Kurzum: Da will also jemand auf der Desperados-Welle mitschwimmen, Kohle machen und auf Teufel komm raus Marktanteile abgreifen, so schaut's doch aus. Das das ganze mit authentischem Cider rein gar nichts mehr zu tun hat, ist scheinbar zweitrangig. Und darum kommt dieses Produkt auch nicht ins Sortiment von Cider and more, schließlich bieten wir auch keine skandinavischen Alkopops auf Cider-Basis an, schon aus Prinzip nicht. Wer wirklich den Alkohol-Kick sucht, dem schlage ich vor: ein Schuss Calvados oder Apple Brandy auf ein Glas wirklich guten Cider kippen, z. B. Gwynt y Ddraig Gold Medal - und genießen - Cheers!

Samstag, 19. April 2014

Orchard Cider: Schweinisches mit Tradition

Nicht nur unseren Stammkunden ist es mittlerweile aufgefallen: Bei Cider and more gibt es jetzt auch Schweinekram, und zwar von der besonders wohlschmeckenden Art: Zwei neue Cider-Sorten sind im Sortiment zu finden. Der Hazy Hog Cider der Hogs Back Brewery sowie ein besonderer Leckerbissen: Der Orchard Pig Reveller Cider.

Hazy Hog & Orchard Pig Cider


Bei beiden Sorten steht die Sau wortwörtlich im Vordergrund. Was aber haben Säue mit Cider zu tun? Keine Sorge - was die Herstellung betrifft, erstmal gar nichts. Traditionelle englische Orchards (Stamm-Obstgärten) wurden früher jedoch oft als Schweineweide genutzt - wobei sich die Viecher gerne auch mal das faulige, angegärte Fallobst schmecken ließen. So manche Geschichte ist vor Ort im Umlauf, die von Säuen berichtet, die nach dem Verzehr des Fallobstes angeblich durch die Gegend torkelten. Abgesehen von diesen fast schon menschlichen Anekdoten konnte man die Schweine praktischerweise mit dem "Pulp" füttern, also mit den Resten der Apfelpressung.

Wir von Cider and more sind nicht nur wegen dieser tierischen Vorgeschichte stolz darauf, diese beiden neuen Cider im Sortiment anbieten zu können: Beide Cider stammen von relativ kleinen Herstellern aus Somerset, insbesondere Orchard Pig hat sich in Fachkreisen inzwischen einen Ruf als hervorragender Cider-Hersteller erworben, der dem " Honest-to-the-core Cider" verpflichtet ist, sprich: Grundsolider Farmhouse-Cider ohne künstlichen Schnick-Schnack. Am besten einfach mal beide Sorten probieren - und sich dabei sauwohl fühlen ...